Sintern
Die Herbstasche ist hinfällig geworden, aber im lenznen Lager
feuern sich die alten Verbrennungsorgien an.
Tage, wie ein solarer Aderlaß zur Gesundung der grauversehrten Volksseele.
Wohin man auch liest: überall salonfähig gewordenes übles Wort-Methadon
für das, was man so nie sagen durfte.
Im Braun des vor sich hin gasenden Altlaubs sprießt junges Grün.
Fraglich, ob das noch einen Trost vom Zaun bricht.
Und schwarzbraun auch die Haselnuß: Zurückgeschrumpfter Hirnersatz
in hartgespülten Betonköpfen.
Da bricht keine Knospe mehr auf. Und die Nächstenliebenden
sind sich selbst am nächsten, derweil im Brunnen vor dem Tore
verdurstete Kinder ertrinken.
Versteck die Weidenkätzchen unter deinem Kleid, Feinslieb,
dieses Land ist vor die Hunde gegangen.
Und die Schafe fletschen die Zähne.
März 2014